Raus aus den Kajüten, ihr faules Harley-Piraten Pack!
Die Harley fahrenden Landratten erwachen und suchen schlaftrunken die Kombüse auf, welche sie gestern nach einigen Bieren und Gin Tonics entgegengesetzt schwankend zur See verlassen haben.
Guten Morgen, du schwankende See! Guten Morgen, du aufgehende Sonne. Guten Morgen, du klare Meeresluft! Guten Morgen, du Salz auf meiner Haut!
Alle Croatia Bike Cruiser noch ein wenig verschlafen, bis auf Patrick, der bereits den Agilitäts-Löffel zu sich genommen hat. Der schrubbt schon eifrig die Wassertropfen vom Harley-Sattel, schießt die ersten Fotos von Menschen die verzweifelt versuchten die Kaffeetasse zum Mund zu führen und geht nochmals die Route des Tages durch. Tag 2 des kroatischen Inselhoppings.
Ich, definitiv eher der Gattung “Nachtmensch” zuzuordnen, war beeindruckt über seine morgendliche Motivation, auch wenn mir alles noch ein wenig zu geschwind ging.
Aber die Kaffee-Orangensaft-Eierspeis-Kombi begann schön langsam zu wirken und der Kapitän der Dalamatia tat den Rest: “Burschen – Tempo – runter mit euch von Bord, das Schiff legt um 9.00 Uhr ab!”
Bevor ich mit euch durch den Tag 2 fahre, noch eine Empfehlung eines kleinen Weinguts, welche ich am Tag 1 vergessen habe zu erwähnen.
Es war auch nur eine kurze Pause in Vrbnik auf der Insel Krk bei der Weinverkostung im Restaurant-Konoba-Vinarija Nada.
Mit großer Skepsis dem kroatischen Wein gegenüber begann ich die Verkostung und wurde wirklich überrascht. Die Tropfen die kredenzt wurden, es war unter anderem ein feiner Weißer (Vrbnicka Zlahtina) und ein traumhafter Dessertwein (Prošek), riecht wie, schmeckt wie und sieht aus wie Wein. OK, vielleicht sollte ich mein Bild vom kroatischen Wein nun doch adaptieren. Meine Weinerinnerung liegt in Wirklichkeit bereits viele Jahre zurück. Im Jahre 1998, bei einer Woche Tauchenurlaub in Trogir, wo wir nach dem erfolgreichen Tauchgang ungefilterten Wein aus einer 10 Liter “Pulle” – einer bauchigen Flasche in einem Korbgeflecht – zu trinken bekamen. Es war der Wein aus dem Garten des Tauchboot-Kapitäns, sein Stolz und sein Augapfel. Nicht-trinken verboten! Trotzdem entbrannte damals bei jedem Schluck in mir der dringende Wunsch sofort wieder im Meer abzutauchen, nur um dem Gesöff zu entgehen…
Abfahrt 9.30 Uhr – wo ist der nächste Espresso?
Homolka, der Reisende in der weißen Jeans – ja der Herr fährt tatsächlich mindestens 30.000 Kilometer pro Jahr und das in jedem Outfit, weil es ihm um das Motorradfahren geht und nicht um das passende Kleiderstück um “gedresst” zu sein – verabschiedetet sich um uns irgendwo aufzulauern und Fotos zu schießen. Der Rest der Truppe zuckelte gemütlich in Richtung Brücke. Dem betonierten Übergang zwischen Krk und dem Festland bei Kraljevica. Von da an ging es in Richtung Süden. Ja ich weiß, das war schon ein Teil der letzten Woche. Diesmal noch ein wenig ausführlicher, weil es sich einfach so richtig anfühlt darüber zu schreiben!
Diese Küstenstraße wird ab 2014 der absolute Wahnsinn sein. Derzeit gibt es auf der Strecke zwischen Kraljevica und Senj noch vier Baustellen die aber im Fertigwerden sind. Der Rest der Straße ist bereits neu betoniert. Und neu betoniert bedeutet in diesem Fall durchgängiger Beton. Da gibt es keine Fugen oder Rillen, das ist perfekter Asphalt zum biken! Und Kurven Ende NIE! Immer mit dem Blick aufs Meer, und wenn die Sicht aufs Wasser gerade nicht da ist, kratzt man durch eine Steilkurve zwischen zwei Felsen hindurch, lässt eine Kehre hinter sich oder beschleunigt einen kleinen Berg hinauf.
Senj und das Naturschutzgebiet
Nach einem kurzen Kaffeestop in Senj hieß es dann rein und rauf auf die Berge in das Hinterland.
Ich habe vergeblich versucht die von Patrick auserkorene Strecke im Routenplaner wieder zu finden. Ging nicht, da es scheinbar die Straßen einfach nicht gibt. Aber gefahren sind wir sie doch und es war vom Feinsten!
Via Vratnik-Passhöhe ging es noch ein Stück in Richtung Plitvicer Seen um ein paar Kilometer davor rechts in die Pampa abzubiegen. Wo auch immer ich war, ich glaub wir fuhren wieder Richtung Meer, oder zumindest der Sonne entgegen.
Und dann kam sie, die Straße der “1000 Kurven”, der ultimative Fahrspaß, der kroatische Harley-Slalom. Es gibt EINE 300 Meter Gerade auf einer Strecke von rund 40 Kilometern. Der Rest ist kurvige Euphorie, Jubelschreie und kratzende Trittbretter! Quer durch das Naturschutzgebiet welches sich von Senj bis Jablanac in Richtung Westen bis in die Nähe von Otočac erstreckt.
Und ich untertreibe nicht, es waren hunderte Kurven. Sogar Gianni, unser “Harley-Neuling” hatte am Ende dieser Strecke einen Grinser im Gesicht, der nur durch seine Ohren gestoppt wurde. Ich musste schmunzeln, weil ich genau erkannte, dass ihn soeben das Harley Fieber gepackt hatte.
Raus aus dem Wald, aus der Hochebene, aus dem Kurveneldorado – wieder freier Blick aufs Meer, hoch oben auf der Anhöhe in den Bergen die über dem Wasser ragen. Die herbstliche Sonne knallte wieder vollendend auf unsere Häupter. Hinsetzen, den Meerblick genießen, eine Zigarette wutzeln, die Ruhe aufsaugen – La vita è bella!
Es grummelt – Hunger!
Kein Wunder, schließlich ward es bereits 15 Uhr, und das Frühstück gab’s halt am Morgen um Acht.
Nachmittagsrast im Hafen von Sveti Juraj. Direkt am Wasser an der Mole in der Hafenspelunke sitzend, die deftigen Rasnici, natürlich mit Pommes, frischen Zwiebeln und Aivar, geniessend. Gepaart wiederum mit einem Kindheitserlebnis – einem originalen Spezi. Diese süße, fast klebrige, Wespenanziehende Mischung aus Cola und Fanta, welche es aber in ihrem unvergleichlichen Geschmack nur in Kroatien gibt, mit Eis und Zitronenscheibe serviert. Die Speisen und Getränke Kombination, gepaart mit dem blauen Himmel, der kunterbunten Bikergesellschaft und sogar der bettelnden Katze mit den schwarzen Augen, war es wert zu verweilen, lange zu verweilen, zu lange zu verweilen …
Den plötzlich sprang Patrick auf und meinte, dass in 30 Minuten die Fähre auf die Insel Rab übersetzt. Parallel dazu meinte sein Navigationsgerät: “Geschätzte Fahrzeit – 37 Minuten”. Unsere Antwort: “Top die Wette gilt – das schaffen wir!”
Das höllische Glitzern in Homolkas Augen bei seiner Aussage: “Ich fahre vor und halte die Fähre auf!”, ward nicht zu übersehen. Schließlich war er mit seinem 2013-Dauertest-KTM-Enduro-Bike unterwegs, hatte doppelt soviel PS wie meine Harley, 2/3 soviel Gewicht und die Möglichkeit einer Schräglage bei der sich meine Trittbretter bereits verabschiedet hätten. Doch Irrtum! Langsam ist anders. Die Strecke bis zum Hafen Stinica, von dem aus die Fähre nach Rab übersetzt, war so perfekt zu fahren, dass die geplante Reisedauer sich auf 23 Minuten verkürzte. OK, der eine oder andere PKW fuhr ein wenig erschreckt an die Seite als hinter ihm drei böllernde Harleys mit einem Affenzahn auftauchten …
Check in, rauf auf die Fähre – ich bin der König der Meere!
Die Insel Rab
Mein Sohn hat vor vielen Jahren bei einem Urlaub auf Fuerteventura beim Anblick der Steinwüste die diese Insel kennzeichnet, die Aussage geboren: “Papa, da ist überall nichts“. Und genau so war auch mein erster Eindruck von der Insel Rab. Dieses Eiland hat zwei Gesichter. Die östliche Seite, auf der sich auch die Anlegestelle befindet, besteht aus Fels, Stein und “Nichts”, die westliche hingegen, ist grün, bewachsen und fruchtbar. Die letzte kurze Etappe des heutigen Tages führte uns zum malerischen Hafen der Stadt Rab, wo auch schon unser schwimmendes Hotel wartete. Das möge jetzt fast schon kitschig klingen, aber der traumhafte Sonnenuntergang vor der Insel erlaubte ein paar der schönsten Bilder der ganzen Reise. Und das beste daran war, es war menschenleer. Dort wo sich in den Sommermonaten tausende Sonnencreme verschmierte Pauschaltouristen am Strand wälzten war einfach niemand…
Zum kulinarischen Abschluss des Tages wurden wir noch von den Bootsinhabern der Katarina Lines in das Restaurant Barbat geführt, welches genau zwischen der Marina Rab und der Fährstation liegt. Eigentlich ist es ja nicht nur Restaurant. Es ist ein altes Steinhaus auf dem mit großer Sorgfalt aufgebaut wurde. Das Haus beherbergt Hotel, Villa und Restaurant, ist der Gourmettempel der Insel und zählt zu den 100 besten kroatischen Möglichkeiten zu Speisen. Das Außergewöhnlichste an dem ganzen Anwesen ist aber die Terrasse, welche eingebetet in der mediterranen Landschaft liegt. Abgesehen von der experimentellen Nachspeise (versalzene Eiscreme mit Trüffel- und Kernöl) war das Menü eine perfekt abgerundete Geschichte, inklusive der Weine die kredenzt wurden.
Satt und zufrieden hatten wir nur noch eines im Kopf. Nein, nicht die Bettfedern, sondern den Gin Tonic auf dem Deck des Schiffes.
Fest im Hafen verankert, liesen wir den Tag Revue passieren, genossen den Schlummertrunk und freuten uns auf Tag 3. Da geht es dann noch tiefer ins Hinterland hinein, dort wo vor vor vielen Jahren noch der Krieg tobte. Und noch weiter in den Süden hinunter wollten wir auch!
Mehr dazu nächsten Freitag in der Harley-Island Inselpost.
Hier gibt’s Details zur einwöchigen Tour im Jahr 2014 und hier den Reisebericht von Gianni im Online-Standard.
Deine kostenlose Inselpost!
Hier kommt die GRATIS Inselpost mit Neuigkeiten zu Harley, Abenteuer und Freiheit! Für Abonnenten gibt es in Zukunft exklusive Inhalte wie Routen, Bilder, Videos, eBooks, Checklisten und vieles mehr.
Jetzt neu: Reisetipps aus Sardinien, Rumänien, Kroatien, ein Gutschein vom Reisebüro "Motorrad und Urlaub" und meine persönliche Harley-Island Checkliste!
Život je lijep.